Was ist Seekrankheit?
Unter Seekrankheit wird eine Gruppe von Symptomen zusammengefasst, die durch ungewohnte Bewegungen entstehen: Die fremden Bewegungsmuster stören den Gleichgewichtssinn des Körpers, so dass dieser darauf sehr unterschiedlich reagiert – Experten sprechen dabei von Kinetose.
Die Reisekrankheit gibt es, solange die Menschen zur See fahren – und sie kann alle treffen: Kinder, Erwachsene, erfahrene Seeleute und echte Landratten. Am anfälligsten sind aber Kinder bis zwölf Jahre. Entsprechende Beschwerden können Betroffene auch im Auto oder im Flugzeug haben.
Was sind die Symptome der Seekrankheit?
Die häufigsten Symptome der Reisekrankheit auf hoher See sind:
- Kopfschmerzen und Müdigkeit
- Schwindel, Übelkeit und Erbrechen
- kalter Schweiß und Schweißausbrüche
- Abgeschlagenheit und Blässe
- Hyperventilation
- Desinteresse
Das erste Symptom ist meist Gähnen. Häufig führt das spätere Unwohlsein dann automatisch zum „Möwen füttern“, wie es in der Seemannssprache heißt. Doch auch nach der Entleerung des Magens empfinden Betroffene nur für kurze Zeit Erleichterung.
Ursache: Wie entsteht Seekrankheit?
Die Ursache der Reisekrankheit liegt in den widersprüchlichen Sinneseindrücken, denen der Körper bei mittlerem bis starkem Seegang ausgesetzt ist: Trotz der Position in fester und stabiler Umgebung nimmt der Gleichgewichtssinn ein ständiges Schaukeln und Schlingern wahr. Die körperlich wahrgenommenen Informationen passen nicht zu den visuellen Eindrücken und das Gehirn kann die widersprüchlichen Informationen nicht richtig einordnen. Erst nach einer gewissen Zeit, meist nach ein paar Tagen, gewöhnt sich der Körper an die Eindrücke, und die unangenehmen Symptome lassen nach.
Kaum Seekrankheit auf Kreuzfahrten
Grundsätzlich kommt es auf Kreuzfahrten aber nur sehr selten zu Fällen von starker Seekrankheit. Der Grund liegt in der Größe und der Konstruktion moderner Kreuzfahrtschiffe: Selbst bei schwerer See halten innovative Stabilisatoren das Schiff ruhig und gerade. So spüren Gäste kaum etwas vom Seegang. Eine etwas andere Situation ergibt sich auf kleineren Schiffen: Hier nehmen Sie das Schaukeln eher wahr. Bereiten Sie sich deshalb auf eine eventuelle Symptome vor, beziehungsweise beugen Sie ihnen vor.
Vorbeugen: Tipps gegen Seekrankheit
Wer zum ersten Mal eine Kreuzfahrt bucht oder weiß, dass er unter der Reisekrankheit leidet, trifft am besten ein paar Vorsichtsmaßnahmen zur Vorbeugung. Denn durch
- die richtige Kabine,
- das richtige Verhalten an Bord,
- eine der See angepasste Ernährung und
- medizinische Mittel
kommt es erst gar nicht erst zu dem typischen Unwohlsein.
Die Wahl der Kabine
Die perfekte Kabine für Passagiere mit einer Neigung zur Reisekrankheit liegt
- zentral in der Mitte des Schiffes
- auf einem weit unten liegenden Deck
- mit Fenster.
In der Mitte spüren Sie das Schaukeln an Bord des Schiffes am wenigsten. Deshalb ist eine Kabine in zentraler Lage zu empfehlen, wenn Sie befürchten, seekrank zu werden. Mit zunehmender Nähe zum Heck oder Bug spüren Sie die Rollbewegungen stärker. Auch die Lage des Decks hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung: Auf den oberen Decks nehmen Sie den Seegang eher wahr als auf den unteren.
Enorm wichtig für das Wohlbefinden bei starker See ist die Möglichkeit, aus dem Fenster zu schauen – und zwar nicht auf das stürmische Meer, sondern auf den geraden Horizont, der eine feste Orientierung ermöglicht. Entscheiden Sie sich deshalb unbedingt für eine Außenkabine oder eine Balkonkabine. Von hier aus haben Sie natürlich nicht nur Vorteile bei Seegang, sondern sitzen sozusagen in der ersten Reihe, wenn Ihr Schiff durch majestätische Fjorde, entlang idyllischer Inseln oder malerisch gelegener Buchten und Häfen navigiert.
Fazit: Wer eine Außenkabine in der Mitte des Schiffes bucht, beugt Seekrankheit entscheidend vor.
Das Verhalten an Bord
Auch das eigene Verhalten bei Seegang entscheidet über Unwohlsein und Wohlbefinden. Wer seinen Körper schont und ihm nicht zu viel zumutet, beugt möglichen Symptomen rechtzeitig vor.
Raue See entsteht nicht von einem Moment auf den nächsten: Kapitän und Crew wissen dank moderner Verfahren und Instrumente der Wettervorhersage meist schon frühzeitig, dass sich „etwas zusammenbraut“. Oftmals weichen sie Tiefdruckgebieten und Sturmfronten einfach aus. Wo das nicht möglich ist, werden die Gäste an Bord darüber informiert, dass es demnächst etwas unruhiger werden könnte.
Wird es unruhig an Bord, suchen Sie sich rechtzeitig ein ruhiges Plätzchen in der Mitte des Schiffes mit Sicht auf den Horizont!
Vermeiden Sie:
- Lesen oder Beschäftigen mit dem Handy
- den Besuch des Bordkinos oder gar des 3D-Kinos: Das geschlossene Ambiente verstärkt die Symptome.
- Training im Fitnessstudio: Sportliche Aktivität strengt den beanspruchten Körper zu sehr an.
- Spazierengehen auf dem Schiff: Dadurch spüren Sie die Bewegungen stärker.
Empfehlenswert ist hingegen:
- der Besuch des Spas, allerdings nur des Bereiches mit Fensterfront. Gönnen Sie sich hier eine Entspannungsmassage und blicken Sie dabei auf den Horizont. Das kann Wunder wirken.
- flach auf den Rücken legen und die Augen schließen.
- ins Bett legen und schlafen: Schiffsärzte raten bei Übelkeit und Unwohlsein dazu, denn der Gleichgewichtssinn wird während des Schlafes fast komplett deaktiviert. So können Sie ruhig und entspannt die raue See verschlafen und fühlen sich nach dem Aufwachen viel besser.
- ablenken: Wer nicht in den Schlaf findet, lenkt sich einfach mit seiner Lieblingsmusik oder einem Hörspiel ab und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen.
Die Ernährung
Auf einer Kreuzfahrt darf geschlemmt werden, das ist klar. Wenn aber Seegang herrscht, entscheiden Sie sich besser für leichte Kost statt für kulinarische Experimente. Gar nichts zu essen bei rauer See, davon raten Ärzte ebenso ab wie davon, sich den Bauch vollzuschlagen.
Empfehlenswert sind
- kleine Portionen Reis, Kartoffeln, Obst und Gemüse
- viel Flüssigkeit: Wasser und magenberuhigende Kräutertees
- Ingwer, etwa als Ingwertee zubereitet, das lindert die Übelkeit
Vermeiden Sie:
- allzu fette und exotische Speisen
- histaminhaltige Nahrungsmittel wie Salami, Thunfisch, lange gereiften Hartkäse und Rotwein: Es wird ein Zusammenhang vermutet zwischen dem körpereigenen Botenstoff Histamin und der Reisekrankheit.
- Alkohol und Nikotin: Beides verstärkt das Gefühl des Unwohlseins. Angestoßen wird erst wieder, wenn sich die See beruhigt hat.
Behandlung: Medikamente, Pflaster und Kaugummi
Werden die Symptome trotz Ihrer vorbeugenden Maßnahmen schlimmer, sollten Sie medizinische Hilfe in Form von Medikamenten in Anspruch nehmen. Wer bereits weiß oder befürchtet, dass er auf einer Kreuzfahrt wahrscheinlich seekrank wird, fragt am besten seinen Hausarzt vor der Abreise um Rat. Dieser kennt Sie am besten und kann entscheiden, welches Medikament überhaupt für Sie infrage kommt. Dieses gehört dann in die Reiseapotheke.
Sind Sie nicht entsprechend vorbereitet, suchen Sie den Schiffsarzt auf. Auf der Krankenstation ist man auf Unwohlsein durch raue See vorbereitet und Sie erhalten unverzüglich Hilfe: mit einem Pflaster, Tabletten, einem Kaugummi oder – bei gravierenden Beschwerden – auch mit einer Infusion. Mögliche Wirkstoffe sind etwa:
- Scopolamin (zur Vorbeugung von Reisekrankheit und Übelkeit, rezeptpflichtig)
- Dimenhydrinat (als Tabletten, Kaugummi, Kapseln und Zäpfchen rezeptfrei erhältlich), und
- Cinnarizin (Antihistaminikum gegen Schwindel, rezeptpflichtig)
Bedenken Sie jedoch häufige Nebenwirkungen: Die Medikamente können müde und schläfrig machen, benebeln und die Reaktionen verlangsamen. Selbst die kleinen runden Pflaster, die hinters Ohr geklebt, unscheinbar wirken, enthalten den rezeptpflichtigen Wirkstoff Scopolamin, der das vegetative Nervensystem dämpft. Die Anwendung ist in jedem Fall mit dem Hausarzt abzuklären, der Sie auch über mögliche Wechselwirkungen mit weiteren Mitteln gegen Reisekrankheit aufklärt.
Übrigens: Für Hunde auf Kreuzfahrtschiffen sollten die Passagiere ebenfalls Medikamente gegen Seekrankheit mitbringen.
Beliebt bei Kreuzfahrtgästen und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sind homöopathische Mittel wie Globuli oder Tropfen, die bei den ersten Anzeichen geschluckt werden.
Lassen Sie sich durch Angst vor einer eventuellen Seekrankheit nicht von einer traumhaften Kreuzfahrt abhalten. Denn durch Vorbeugung und schnelles Handeln bei den ersten Anzeichen vermeiden Sie lästige Symptome und genießen Ihre Reise auf ganzer Linie. Tipp: Sie träumen von einer Atlantiküberquerung oder einer dreiwöchigen Karibik-Kreuzfahrt? Testen Sie Ihre Seetauglichkeit vorher auf einer kurzen Kreuzfahrt z. B. nach Skandinavien, in der Ostsee oder im Mittelmeer. So bekommen Sie ein besseres Gefühl, wie Ihr Körper reagiert.
Das Gegenteil: Die Landkrankheit
Wohl jeder kennt die berüchtigte Seekrankheit, doch das Gegenstück dazu ist weit weniger bekannt: Landkrank sind Passagiere, die unter Schwindelgefühle auf festem Boden leiden, sobald sie das Schiff verlassen haben. Dies kann sowohl bei Landgängen während der Kreuzfahrt vorkommen als auch nach der Reise. Doch was steckt dahinter und was können Sie gegen die Landkrankheit tun?
Woher kommen die "Seebeine"?
Wie auch bei der Seekrankheit ist beim Schwindel an Land der Gleichgewichtssinn Auslöser: Dieser hat auf dem Schiff gelernt, sich anzupassen und das kontinuierliche Schaukeln auszugleichen. Wieder an Land, gerät er nun durcheinander, weil das Schwanken plötzlich wegfällt. Seemänner sprechen dabei auch von den sogenannten Seebeinen. Je stärker das Schiff schwankt, desto größer ist das Risiko für „Seebeine“ bzw. für Landkrankheit.
Matrosen hielten sich früher wochenlang auf hoher See auf, ohne einen Fuß an Land zu setzen. In dieser Zeit entwickelten sie die „Seebeine“: Ihr Körper passte sich dem ständigen Seegang und dem schwankenden Boden so sehr an, dass sie auch bei harschem Wellengang problemlos an Deck ausharren konnten. Sobald Sie jedoch festen Boden betraten, litten sie unter Seekrankheit an Land.
Landkrank auf Kreuzfahrt
Den Seegang spüren Passagiere in der Regel auf kleineren Schiffen stärker als auf großen. Auf modernen Kreuzfahrtschiffen verhindern neben der Größe auch seitlich ausgefahrene Stabilisatoren unterhalb der Wasseroberfläche ein stärkeres Schwanken. So fällt der Wechsel zwischen Meer und Land kaum auf, besonders wenn Sie täglich an Land gehen. Anders verhält es sich bei Kreuzfahrten, bei denen Sie mehrere Tage auf hoher, unruhiger See verbringen. Hier kann Ihr Körper die klassischen „Seebeine“ entwickeln. Beispiele sind:
- Transatlantik-Kreuzfahrten von Hamburg nach New York,
- Schiffsreisen zu den Kapverdischen Inseln oder den Azoren,
- Kreuzfahrten im Nordmeer von Norwegen nach Spitzbergen, Island und Grönland, oder
- Schiffsreisen im Pazifik
Was tun?
Bei leichteren Beschwerden während Ihres Landgangs:
- Lassen Sie es ruhig angehen und legen Sie bei Ihrem Stadtbummel häufige Pausen ein: Planen Sie einen lauschigen Strandtag im Schatten einer Palme statt eines anspruchsvollen Besichtigungsprogramms, oder lenken Sie sich mit einer gemächlichen Shoppingtour ab.
- Essen Sie an Bord leichte Kost, beispielsweise Suppen oder asiatische Gerichte.
- Achten Sie darauf, immer viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
- Ingwer beruhigt den Magen, hemmt den Brechreiz und unterbindet Schwindel.
Bei stärkeren Beschwerden während Ihres Landgangs:
- wenden Sie sich an den Bordarzt auf Ihrem Schiff: Er gibt Ihnen bei Bedarf ein Medikament gegen Übelkeit mit.
- Nehmen Sie schon bei den ersten Anzeichen ein leichtes Mittel gegen Reisekrankheit, zum Beispiel Kaugummi mit Dimenhydrinat.
Auch lässt sich Landkrankheit, genauso wie Seekrankheit, vorbeugen: Wählen Sie möglichst große Schiffe, auf denen Sie den Seegang nicht so stark wahrnehmen. Wählen Sie außerdem Routen und Reisezeiten, bei denen es kaum zu hohen Wellen oder starkem Seegang kommt, etwa
- Kurzkreuzfahrten nach Dänemark und Schweden,
- Längere Reisen in Ostsee und Baltikum im Sommer, etwa nach Polen, Lettland und Litauen, Finnland und Russland,
- Reisen im westlichen Mittelmeer im Sommer, mit Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien, sowie
- im östlichen Mittelmeer, mit Griechenland, Kroatien, Zypern und der Türkei, und
- die Gewässer der Karibik im Winter.